Herbert Eugen Wiegand
thf (Tempelhofer Flughafen)
Tempelhofer Feld
Dies ist ein Plädoyer für eine zukunftsweisende Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Die Mehrheit der Bevölkerung hat entschieden, daß das Tempelhofer Feld unbebaut bleiben soll. Allerdings stellt sich dabei ein Gefühl von Luxus ein, den wir uns genaugenommen nicht leisten können. Die Stadt wächst und ist dringend auf zusätzlichen Platz für Wohnungsbau im größeren Maße angewiesen. Das Tempelhofer Feld ist in städtischer Hand und hiermit wird vorgeschlagen, daß die Stadt in Bezug auf dieses Gebiet keinerlei Grundstücke an private Bauherren oder Konsortien vergibt, sondern vielmehr selbst (bzw. städtische Wohnungsbaugenossenschaften) als Bauherr auftritt. D.h. es werden Tausende von Wohnungen auf städtischen Grund und in städtischem Besitz gebaut. Das wäre eine zukunftsweisende Entscheidung, eine mieterfreundliche Investition. Dies könnte ein Modell werden für die zeitgenössische Errichtung sozialen Wohnungsbaus, der sich gleichzeitig nicht darin erschöpft, ein Abklatsch von überlebten Modellen zu sein, sondern vielmehr an eine Zeit der Weitsicht im Berliner Wohnungsbau (00er bis 30er Jahre des 20.Jhdts) anknüpft.
In einer Zeit, in der sogar der Senat überlegt, große Wohnungsgesellschaften (z.B. Deutsche Wohnen) zu enteignen, sollte auch dem Letzten klar geworden sein, wie dringend das Prob- lem ist. Die Enteignungen stellen allerdings keinen Zugewinn in der Wohnungsfrage dar sondern belasten die Stadt mit extrem hohen Ausgaben. Diese Kosten könnten zielgerichteter direkt in den städtischen Wohnungsbau gesteckt werden. Das Tempelhofer Feld hat diesbezüglich ein außerordentliches Potenzial und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Privatwirtschaft auf diesem Gelände antisozial engagiert.
Daher ist es empfehlenswert und dringend einen Plan aufzustellen, der von Senatshand entworfen wird. Dieser muß vorsehen, daß das Areal am Rand bebaut wird: in einer städtischen Bauweise, die Raum schafft für ausschließlich Mieteinheiten, sowohl als Wohnungen wie auch als Gewerbeeinheiten. Die Aufgabe sollte sein, daß die Randbebauung um einen Platz von ca. 1 x 2 km herum geschieht. Dadurch wird dies immer noch der größte Platz in der Stadt sein, der außerdem als reine Freifläche (wie auch jetzt) jedem zur Verfügung steht. Mit seiner ovalen Ausrichtung orientiert sich der Platz und die ihn umgebenden Kieze an der Grundstruktur der bestehenden Hangars. Diese können auch, soweit denkmaltechnisch möglich, in die Neubaupläne einbezogen werden und eventuell als Wohnungen, Veranstaltungsort oder Geschäftsstandorte dienen.
Der Vorteil dieser Bebauung ist die Schließung eines prinzipiellen "Unplatzes", der umgeben scheint von verschiedenen Kiez- und Siedlungsenden, eine Sammlung von Sackgassen. Die Bebauung wäre eine Weiterentwicklung und städtische Verknüpfung über zukunftsweisende Neubaukieze und einen großen zentralen Platz, der als Freiraum für die gesamte Bevölkerung dient, wie dies bereits jetzt sichtbar ist.
Dieser Kiez, der eine Art Schlüsselfunktion für die gesamte südliche Stadt hat, soll auch verkehrtechnisch Modellcharakter haben: Es könnte eine Straßenbahn geben, die diese Stadtviertel abfährt und gleichzeitig den Kiez mit der U-und S-Bahn verbindet. Dadurch könnte der Kiez autofrei bleiben und nur den Lieferverkehr zulassen.
Berlin ist eine Stadt, die stolz sein kann auf ihre überproportionale Menge an Grün. Unter bestimmten Prämissen sollte man Abstriche machen können, zugunsten einer großen, sozialen und zukunftsweisenden Entscheidung, im Sinne der großen Stadterweiterung vor hundert Jahren.
HEW, Berlin 2017
Diese Arbeit ist eine Linoldruckserie bestehend aus 50 Motiven in jeweils unterschiedlichen, grünen Farbtönen auf Papier, je 50x65cm, in einer Auflage von 3.